01.02.2016 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V..
Wir brauchen in Deutschland bis 2020 pro Jahr mindestens 140.000 neue Mietwohnungen zusätzlich, um den zunehmenden Bedarf an kostengünstigem Wohnraum vor allem in unseren Ballungszentren zu decken. Davon allein 80.000 im sozialen Wohnungsbau. Den Gesamtbedarf schätzen wir jährlich mit 400.000 Wohnungen". Diese Auffassung vertraten der Vizepräsident Wirtschaft des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB), Dipl.-Ing. Marcus Becker, und der Präsident des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, Axel Gedaschko, heute auf der gemeinsamen Veranstaltung „Serielles Bauen – vom Prototyp zur Serie“ in Berlin. Um diese wohnungsbau- wie auch sozialpolitische Herausforderung zu meistern, müssten Bau- und Wohnungswirtschaft stärker auf die Vorteile seriellen Bauens setzen. Dies heiße: In Ergänzung zur Einzelfertigung - Entwicklung von Prototypen, die deutschlandweit schnell und kostengünstig in Serie umgesetzt werden könnten.
Um die Vorteile seriellen Bauens zu nutzen, bieten sich für Becker vor allem zwei Wege an: „Zum einen können die Unternehmen der deutschen Bauindustrie in konventioneller Bauweise durch die Optimierung der Wohnungsgrundrisse mit hohem Wiederholungsgrad, verbunden mit einem verstärkten Einsatz von Fertigelementen, erhebliche Kostenvorteile erzielen“. Zum anderen sieht Becker in der Modul- bzw. Systembauweise eine Alternative auch für Wohngebäude: „Auch Module können - qualitativ hochwertig, aber dennoch kostengünstig - maßgeblich zur schnellen Beseitigung von Wohnraum-Engpässen in unseren Kommunen beitragen. Dies ist möglich, weil beim systematisierten Bauen viele Teile bis hin zu ganzen Wohnmodulen industriell vorgefertigt und anschließend auf der Baustelle montiert werden. Ein hoher Wiederholungseffekt senkt die Baukosten.“, erläuterte Becker.
"Serielles Bauen muss zu tragbaren Kosten, aber auch in hoher Qualität erfolgen, damit der neu geschaffene Wohnraum als Bereicherung der Stadtquartiere erlebt wird. Deshalb ist die frühzeitige Kooperation von Bauwirtschaft, Planern und Wohnungsunternehmen wichtig", erklärte GdW-Präsident Gedaschko. In einer aktuellen Umfrage erklärten über 70 Prozent der befragten GdW-Unternehmen, Interesse an Typenbau und Typengenehmigungen zu haben. Rund 50 Prozent der Befragten planen, künftig seriell oder modulare Elemente beim Bau einzusetzen.
Darüber hinaus sehen Becker und Gedaschko auch die Politik am Zug. „Als die Bundesregierung im Herbst vergangenen Jahres die soziale Wohnraumförderung auf eine Milliarde Euro verdoppelt hat, gab es bereits die ersten Rufe der Länder nach mehr. Dass Bundesbauministerin Barbara Hendricks jetzt die Förderung abermals auf dann zwei Milliarden Euro bis 2020 verdoppeln will, ist aus unserer Sicht nur zu begrüßen. Der Bedarf ist allemal gegeben. Helfen könnte auch die befristete Wiedereinführung der degressiven Abschreibungen für Mietwohnungen sowie als Alternative zu den Abschreibungsmöglichkeiten eine gleichwertige Investitionszulage für Wohnungsunternehmen. Wichtig ist jedoch, dass die Länder diese Förderung nicht durch gleichzeitige Anhebung der Grunderwerbsteuer konterkarieren und die Mittel zügig für den Wohnungsbau einsetzen“, erklärten Becker und Gedaschko. Sie forderten außerdem, dass über eine gezielte Liegenschaftspolitik schnell und unkompliziert Grundstücke für den Wohnungsbau bereitgestellt werden müssten.
GdW-Präsident Axel Gedaschko appellierte darüber hinaus an die Stadtgesellschaft und -politik: "Wir müssen gemeinsam für ein positives Neubauklima in Deutschland sorgen. Denn nur durch gezielten Wohnungsneubau können wir die aktuellen Herausforderungen bewältigen. In diesem Zusammenhang verwies Gedaschko darauf, dass die derzeit häufig genannte Zahl von 1,7 Mio. leerstehenden Wohnungen in Deutschland aus dem Jahr 2011 völlig veraltet ist. "Wir können heute davon ausgehen, dass es maximal 700.000 wirklich am Markt verfügbare Wohnungen gibt – und diese sind bei weitem nicht alle gut infrastrukturell angebunden oder in Regionen, wo man sie einfach nicht braucht".
Gleichzeitig weisen Becker und Gedaschko darauf hin, dass sich Kostensenkungseffekte auch durch bauordnungsrechtliche Anpassungen erzielen lassen. „Alle kostentreibenden Vorschriften müssen auf den Prüfstand, seien es Energieeinsparungs- und Lärmschutzstandards, Regelungen über Abstandsflächen oder die Bereitstellung von Stellplätzen wie auch Vorschriften zur Fassaden- und Dachbegrünung. Statt jedoch über einzelne Vorschriften in zig verschiedenen Landesbauordnungen zu diskutieren, sollten wir längerfristig zu einer bundeseinheitlichen Musterbauordnung kommen, wie sie die Baukostensenkungskommission des Bundesbauministerium empfohlen hat“, fordern die Präsidenten.
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