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Amelia Earhart – Furchtlose Pionierin der Lüfte

13.09.2023  — Samira Sieverdingbeck.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Amelia Earhart fand ihre wahre Leidenschaft in den Wolken. Schon 1922 erklomm sie als erste Frau 4300 Meter Höhe. Ihr unermüdlicher Einsatz für die Luftfahrt brachte sie 1932 als erste Frau allein über den Atlantik. Doch ihr legendärer Weltumrundungsflug endete mysteriös auf dem Weg zur Howlandinsel.

Amelia Earhart und das Fliegen

Amelia Earhart wird am 24. Juli 1897 in Atchison, Kansas, geboren. Sie verbringt einen Großteil ihrer Kindheit bei ihren Großeltern, ist eine gute Schülerin, hat aber Schwierigkeiten Anschluss zu finden. Am 28. Dezember 1920 nimmt ihr Vater sie mit zu einer Flugshow. Zum ersten Mal sitzt sie in einem Flugzeug, ein Schlüsselerlebnis für Earhart. Gleich im Januar 1921 beginnt sie mit den Flugstunden, im Dezember des gleichen Jahres erwirbt sie ihre Fluglizenz.

Schon 1922 stellt sie ihren ersten Weltrekord auf: Als allererste Frau erklimmt sie eine Flughöhe von 4300 Meter. Das Fliegen ist ihre große Leidenschaft, doch davon allein kann sie nicht leben.

Im April 1928 ergibt sich für sie eine einzigartige Chance. Sie erhält einen Anruf: Ein Mitarbeiter des Verleger George Palmer Putnam aus New York ist am Apparat. Der Verleger hatte ein Buch über die Atlantiküberquerung von Charles Lindbergh veröffentlicht. In 22 Stunden flog der Pilot von New York bis Paris. Das Buch war ein echter Kassenschlager. Jetzt soll ein neues Buch folgen, über die erste Frau, die den Atlantik überquert.

1928 fliegt Earhart also von Halifax, Kanada, nach Burry Port, Wales. Zwar ist sie offiziell Kapitänin auf dem Flug, kommt sich selbst jedoch wie eine Passagierin vor. Oft wird sie zitiert: „I was just baggage, like a sack of potatoes” (Ich war nur Gepäck, wie ein Sack Kartoffeln). Trotzdem wird sie als Heldin gefeiert und erhält sogar Glückwünsche vom Präsident Roosevelt. Ihr Buch über den Flug 20 Hrs., 40 Min. wird ein voller Erfolg. 1931 heiratet Earhart den Verleger George Palmer Putnam, für ihn ist es die zweite von drei Ehen.

Den Flug als Sack of Potatoes kann sie jedoch nicht auf sich sitzen lassen. Am 20. Mai 1932 wiederholt sie die Atlantiküberquerung. Dieses Mal allein. Der Nonstop-Flug von Neufundland nach Irland gelingt. Wieder folgen Glückwünsche und ein großes Tohuwabohu. Earhart liegt nichts an dem Trubel, aber für sie ist es eine gute Möglichkeit, Geld für weitere Flüge zu sammeln.

Die Weltumrundung – der Flug ihres Lebens?

Earhart hat schon einige Strecken- und Geschwindigkeitsrekorde aufgestellt. Teilweise bricht sie nur noch ihre eigenen.. Doch sie hat Größeres vor. In 30 Etappen will sie um die Welt fliegen – bis dahin der längste Flug der Geschichte. 1937 nimmt sie ihn in Angriff.

Sie kauft ein neues Flugzeug, eine Lockheed Electra, 12 Meter lang und Silber glänzend. Die Passagiersitze sind ausgebaut, um Platz für Treibstofftanks zu schaffen. 4900 Liter Flugbenzin werden an Bord geladen.

Am 20. Mai bricht Earhart zusammen mit dem Navigator Fred Noonan in Oakland auf. Das schwere Flugzeug muss einige Kilometer beschleunigen, bevor es abhebt. Dann fliegen Earhart und Noonan Richtung Süden. Das Vorhaben ist beschwerlich. Durch die Treibstofftanks ist nur noch wenig Platz im Flugzeug. Fünf bis acht Stunden fliegen sie fast täglich. Noonan und Earhart können nur über Zettelchen kommunizieren. Die Motoren rattern viel zu laut, es riecht stark nach Treibstoff. Nach über einem Monat kommen sie in Lae an. Sie sind erschöpft, dabei steht jetzt eine der schwierigsten und längsten Etappe der Reise an. 2556 Meilen, knapp 4000 Kilometer von Lae, Neuguinea, zur Howlandinsel mitten im Pazifischen Ozean. Die Zielinsel misst kaum mehr als 2,6 Quadratkilometer.

Damit Earhart und Noonan sie trotzdem finden, ankert in der Nähe der Insel ein Schiff der US-Küstenwache, die Itasca. Am Morgen des 2. Juli will Earhart auf der Insel ankommen. Es ist stark bewölkt und die Sicht ist schlecht. Es herrscht starker Wind, was zu einem erhöhten Treibstoffverbrauch führt. Auf einer so langen Strecke ein ernstes Problem.

Kurz vor drei Uhr nachts empfängt die Itasca die ersten Funksignale der Pilotin, doch das Flugzeug scheint noch weit entfernt zu sein. Um 6:14 Uhr kommt das nächste Lebenszeichen. Die Nachrichten sind undeutlich, die Matrosen bitten Earhart eine andere Frequenz zu nutzen, doch die Antwort lässt auf sich warten. Erst um 7:42 Uhr meldet Earhart sich wieder, dann wieder um 7:58 Uhr. Um 8:43 Uhr empfangen die Matrosen eine weitere Nachricht: „Wir sind auf Linie 157-337 […] fliegen von Nord nach Süd“. Es ist die letzte Nachricht, die die Itasca von Earhart und Noonan empfängt.

Die Itasca beginnt die Suche, kann das Flugzeug und seine Insassen aber nicht finden. In den folgenden Tagen veranlasst die US-Regierung eine riesige Suchaktion, doch auch sie bleibt vergebens. Noonan und Earhart bleiben verschwunden und werden schließlich für tot erklärt.

Die geplante Route

Datum Start Ziel Distanz (in Meilen)
20. Mai Oakland, USA Burbank, USA 325
21. Mai Burbank, USA Tucson, USA 450
22. Mai Tucson, USA New Orleans, USA 1250
23. Mai New Orleans, USA Miami, USA1 675
1. Juni Miami, USA San Juan, Puerto Rico 1033
2. Juni San Juan, Puerto Rico Caripito, Venezuela 750
3. Juni Caripito, Venezuela Paramaribo, Suriname 667
4. Juni Paramaribo, Suriname Fortaleza, Brasilien2 1200
6. Juni Fortaleza, Brasilien Natal, Brasilien 268
7. Juni Natal, Brasilien Saint-Louis, Senegal3 1961
8. Juni Saint-Louis, Senegal Dakar, Senegal4 103
10. Juni Dakar, Senegal Gao, Mali 1130
11. Juni Gao, Mali Ndjamena, Chad 989
12. Juni Ndjamena, Chad El Fasher, Sudan 700
13. Juni El Fasher, Sudan Khartoum, Sudan5 501
13. Juni Khartoum, Sudan Massawa, Äthiopien 450
14. Juni Massawa, Äthiopien Assab, Äthiopien 300
15. Juni Assab, Äthiopien Karachi, Pakistan6 1600
17. Juni Karachi, Pakistan Kalkutta, Indien 1390
18. Juni Kalkutta, Indien Sittwe, Myanmar7 335
19. Juni Sittwe, Myanmar Rangoon, Myanmar8 306
20. Juni Rangoon, Myanmar Bangkok, Thailand9 300
20. Juni Bangkok, Thailand Singapore, Malaysia 904
21. Juni Singapore, Malaysia Bandoeng, Indonesien10 560
24. Juni Bandoeng, Indonesien Soerabaja, Indonesien11 355
25. Juni Soerabaja, Indonesien Bandoeng, Indonesien12 355
27. Juni Bandoeng, Indonesien Koepang, Indonesien 1165
28. Juni Koepang, Indonesien Port Darwin, Australien 500
29. Juni Port Darwin, Australien Lae, Papua-Neuguinea13 1207
2. Juli Lae, Papua-Neuguinea Howlandinsel14 2556
Howlandinsel Honolulu, Hawaii 1900
Honolulu, Hawaii Oakland, USA 2410

1Acht Tage Lay Over in Miami aus organisatorischen Gründen
2Ein Tag Lay Over in Fortaleza zum Ausruhen
3Unplanmäßiger Halt wegen eines Navigationsfehlers
4Einen Tag Lay Over in Dakar für Wartungsarbeiten
5Stopp zum Tanken
6Einen Tag Lay Over in Karachi für Wartungsarbeiten
7Erstmalig Schwierigkeiten durch das Wetter
8Unplanmäßiger Halt wegen schlechter Wetterverhältnisse
9Stopp zum Tanken
10Zwei Tage Lay Over in Bandoeng, Wartungsarbeiten am Flugzeug
11Unplanmäßiger Halt, Wartungsarbeiten
12Einen Tag unplanmäßiges Lay Over in Bandoeng, Wartungsarbeiten
13Zwei Tage Lay Over wegen schlechter Wetterverhältnisse
14Wird nicht erreicht

Quelle: TIGHAR, Earhart’s Around the World Flight Route

Was bleibt

Zahlreiche Mythen ranken sich um das Verschwinden von Amelia Earhart und Fred Noonan. Möglicherweise endete ihr spektakulärer Flug schlicht dadurch, dass ihnen der Treibstoff ausging, und die Pilotin und ihr Navigator starben auf offenem Meer.

Eisern hält sich jedoch die Theorie, dass die beiden es noch bis zur Insel Nikomaroro schafften. Dafür spricht, dass sich die Insel auf der Linie 157-337 befindet, süd-östlich der Howlandinsel.

Drei Jahre nach dem Verschwinden Earharts fand man auf Nikomaroro, damals noch Gardner Insel genannt, menschliche Knochen. Erste Untersuchungen klassifizierten sie jedoch als männliche Knochen. Kurz darauf verschwanden besagte Knochen, die Messungen von der Klassifizierung blieben jedoch erhalten. 2018 verglich Richard Jantz, forensischer Anthropologe der University of Tennessee, die Messungen mit den aus Bildern errechneten Körpermaßen von Amelia Earhart. Sein Ergebnis: Die Knochen gehörten mit hoher Wahrscheinlichkeit Earhart. Im gleichen Jahr glaubte man, die Knochen von 1940 wiedergefunden zu haben. Die Maße stimmten. Die DNA-Analyse zeigte jedoch keine Übereinstimmung mit Earhart.

Bis heute suchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach Beweisen und Anhaltspunkten für den letzten Aufenthaltsort von Earhart und Noonan.

Eines bleibt jedoch sicher: Earhart war eine große Pilotin und das in einer Zeit, in der Fliegen selbst als Passagier, aber auch im Besonderen für Frauen eine Seltenheit war. Ihre furchtlose Entschlossenheit und ihr Pioniergeist machen Amelia Earhart zu einem zeitlosen Vorbild für Frauen weltweit.

In ihrem Buch The Fun of It erzählt Earhart, wie sie zur Flug-Verrückten und Pilotin wurde. Last Flight, eine Sammlung von Tagebucheinträgen und Notizen, wurde nach ihrem Tod veröffentlicht.

Bild: Ivo Lukacovic (Unsplash, Unsplash Lizenz)

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