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'Für Forscher sind unsere Gebäude ihre Heimat'

16.06.2011  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Baudienst.

Hochschulbau: Welche Flächen und Gebäude brauchen Forscherinnen und Forscher?

Wie können die Bauabteilungen dem steigenden Bedarf an spezialisierten Flächen für die Forschung gerecht werden? Rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Hochschulen, Forschungszentren und Ministerien verfolgten hierzu Ansätze, Praxisberichte und Handlungsempfehlungen beim 3. Forum Hochschulbau der HIS Hochschul-Informations-System GmbH am 8. Juni 2011 in Hannover. Der Titel der Tagung lautete „Flächen für die Forschung: Herausforderungen und Zukunftskonzepte für bedarfsgerechte Forschungsflächen und Forschungsbauten“.

Forschung wird immer wichtiger. Damit steigt der Bedarf an entsprechenden Forschungsflächen. Für diese Entwicklung gibt es drei Gründe: Hochschulen setzen zunehmend auf Drittmittel und schaffen entsprechende Personalstellen. Außerdem fördert die Exzellenzinitiative bis 2017 mit 2,7 Mrd. Euro Forschungsvorhaben. Dadurch entstehen neue Forschungsgruppen und Institute. Nicht zuletzt finanzieren Bund und Länder gemeinsam nach Art. 91b des Grundgesetzes mit jährlich 213 Mrd. Euro Forschungsneubauten und mit 81 Mill. Euro Großgeräte an Hochschulen. Allein bis 2011 wurden so 64 Forschungsbauten bewilligt, die nun geplant und gebaut sein wollen.

Durch diese Entwicklungen wächst seit Jahren der Bedarf nach Flächen für die Forschung an Hochschulen und Forschungseinrichtungen. „Immer mehr Einrichtungen treten an uns heran und wünschen sich Unterstützung bei der Ermittlung des Bedarfs an speziellen Forschungsflächen und bei der Planung von Forschungsbauten“, erläutert Dr. Bernd Vogel, Leiter des Arbeitsbereichs Bauliche Hochschulentwicklung bei HIS.

Das diesjährige Forum Hochschulbau widmete den „Flächen für die Forschung“ drei Themenblöcke: Am Vormittag erläuterte Marcelo Ruiz von HIS, mit welchen Methoden notwendige Forschungsflächen systematisch ermittelt und geplant werden können. Deutlich wurde, dass die genauen Forschungsinhalte für die Planung eine untergeordnete Rolle spielen, denn mit den vorgestellten Planungsinstrumentarien, bestehend aus Forschungsprofilen, Arbeitsweisen und Flächenfaktoren, lassen sich Tätigkeiten und Bedarfe der Wissenschaftler/-innen unter quantitativen Flächengesichtspunkten gut abbilden. Welche Informationen darüber hinaus zur Aufstellung eines Raumprogramms erforderlich sind und wie dieses konzipiert werden kann, erläuterte in einem weiteren Beitrag Axel Wibbelt von der HIS GmbH.

Der anschließende Themenbereich galt Beispielen aus der Praxis. Daniela Wurst, Referatsleiterin der Bauabteilung der Max-Planck-Gesellschaft, stellte Max-Planck-Institute mit ihren baulichen Besonderheiten vor: Gegenüber hochschulischen Forschungsbauten dominiert hier eine hohe Dichte an Laboren mit vergleichsweise wenig Büroflächen. Zudem setzen die Max-Planck-Institute auf differenziert gestaltete Kommunikationsflächen, die den Forschenden Raum zum Austausch bieten. Zunehmend greifen auch die Forschungsneubauten nach Art. 91b diese baulichen Merkmale auf. Diese werden die Tendenz zur fach- und institutsübergreifenden Forschung weiter vorantreiben.

Weitere Entwicklungen im Hochschulbau illustrierte Professor Peter Pfab, Ministerialrat der Obersten Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Inneren, anhand von Forschungsbauten in Bayern und im Ausland. Pfab betonte die Bedeutung von „Denkzellen“ als Rückzugsmöglichkeiten: „Die meiste Zeit denken Wissenschaftler und sitzen nicht im Labor.“ Anders als beispielsweise in Skandinavien wurde in Deutschland bisher attraktiven Kommunikationsflächen noch zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. „Für Forscher sind unsere Gebäude ihre Heimat – dem müssen wir gerecht werden“, meint Pfab. Architektur, Planung und Technik seien ganzheitlich zu betrachten. Forscherinnen und Forscher sollten in die Planung einbezogen werden.

In einem dritten Block stellte die HIS GmbH Planungsansätze für die Flächenbedarfsermittlung bei Versuchshallen und für Forschungsflächen in den Geisteswissenschaften vor. Henrich Fenner (HIS) zeigte anhand von Untersuchungen an einigen Hochschulen, dass sich in den Versuchshallen mit zunehmender Nutzungsdauer bisweilen eine große Nutzungsvielfalt einstellt. Dies drängt die aktive Forschung in den Hintergrund. Abhilfe können ein stärker projektorientiertes Flächenmanagement wie auch eine differenzierte Bedarfsermittlung und regelmäßige Begehungen bieten.

Handelt es sich bei den Forschungsflächen der Geisteswissenschaften wirklich nur um Büroflächen? Wie Christiane Fuchs von HIS verdeutlichte, können daneben auch im geisteswissenschaftlichen Sektor zahlreiche fachspezifische Flächen als Forschungsflächen ausfindig gemacht werden. Des Weiteren stellen die Bibliotheken als „Labore“ der Geisteswissenschaften eine zentrale Anlaufstelle für die Buchwissenschaften dar. Im Bereich der Nachwuchsförderung gibt es eine neue Dimension sprach- und kulturwissenschaftlicher Großforschung im Rahmen der Exzellenzinitiative, die in neuen Organisationseinheiten wie fachübergreifenden Zentren, Verbünden und Netzwerken mündet.

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Quelle: HIS Hochschul-Informations-System GmbH
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