Gender Pay Gap ist gesunken – aber reicht das?

19.02.2025  — Michelle Bittroff.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Die neuen Zahlen zum Gender Pay Gap 2024 wurden veröffentlicht und zeigen deutlich: Der Gender Pay Gap sinkt und hat sich damit so stark verringert wie seit Jahren nicht mehr. Doch bevor wir in Jubel ausbrechen, lohnt sich ein genauer Blick auf die Zahlen. Denn der bereinigte Gender Pay Gap zeigt ein anderes Bild.

Der stärkste Rückgang seit Beginn der Aufzeichnungen

Im Jahr 2024 haben Frauen in Deutschland pro Stunde im Durchschnitt 16 Prozent weniger verdient als Männer. Das bedeutet, dass der unbereinigte Gender Pay Gap, der ausschließlich den absoluten Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen vergleicht, so stark gesunken ist wie noch nie seit dem Beginn der Berechnungen im Jahr 2006. Damals lag der Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern noch bei 23 Prozent.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes verdienten Frauen im vergangenen Jahr im Schnitt 22,24 Euro pro Stunde und damit 4,10 Euro weniger als Männer, die auf 26,34 Euro kamen. Wie lässt sich die verringerte Prozentzahl erklären?

Der Verringerung des unbereinigten Gender Pay Gaps ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Bruttomonatsverdienste (ohne Sonderzahlungen) von Frauen stärker gestiegen sind. Im Jahr 2024 erhöhten sie sich im Vergleich zu 2023 um etwa 8 Prozent von durchschnittlich 2.633 Euro auf 2.851 Euro. Die Bruttomonatsverdienste der Männer wuchsen hingegen langsamer, um rund 5 Prozent von 3.873 Euro auf 4.078 Euro.

Ein Blick auf Ost und West zeigt zudem, dass sich der unbereinigte Gender Pay Gap im Vergleich zum Vorjahr gleichermaßen um 2 Prozent verringert hat: Im Osten lag er 2024 bei 5 Prozent, im Westen bei 17 Prozent.

Wie sieht es beim bereinigten Gender Pay Gap aus?

Der unbereinigte Gender Pay Gap unterscheidet nicht zwischen Faktoren wie Berufsfeld und -erfahrung, Bildung, Arbeitsstunden und anderen lohnrelevanten Merkmalen. Im Gegensatz zum bereinigten Gender Pay Gap, der die Lohnlücke bei vergleichbarer Tätigkeit, Qualifikation und Erwerbsbiografie angibt. Dieser liegt noch immer – wie auch in 2023 – bei 6 Prozent.

Was bedeuten diese Zahlen also? Hier zeigt sich ganz klar die weiterhin bestehende, strukturelle Benachteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt. Frauen arbeiten noch immer häufiger in Teilzeit, da sie mehr Pflege- und Sorgearbeit leisten als Männer. Das wiederum verringert die beruflichen Aufstiegschancen und schlägt sich auch im unterschiedlichen Lohngefälle nieder.

Equal Pay Day am 7. März

Der Deutsche Equal Pay Day findet dieses Jahr am 7. März statt und macht auf diese bestehende Gehaltslücke zwischen Frauen und Männern aufmerksam. Das diesjährige Motto der Equal-Pay-Day-Kampagne lautet „Weil es sich lohnt – Entgelttransparenz jetzt!“ und betont damit die Bedeutung von Lohntransparenz im Kampf gegen den Gender Pay Gap. Denn noch immer liegt es an der fehlenden Transparenz, dass ungleiche Bezahlung und Entgeltdiskriminierung begünstigt werden, da Gehaltsunterschiede oft unbemerkt bleiben und sich durch stereotype Rollenbilder und strukturelle Benachteiligungen verfestigen.

Mehr Transparenz kann demnach dazu beitragen, Lohnunterschiede aufzudecken und Arbeitgebende stärker in die Verantwortung zu nehmen. Davon profitieren nicht nur Frauen, sondern alle Beschäftigten, da klare und nachvollziehbare Kriterien für Gehälter zu mehr Fairness und Gerechtigkeit in der Arbeitswelt führen.

Ein entscheidender Schritt in diese Richtung ist die Umsetzung der europäischen Entgelttransparenzrichtlinie in deutsches Recht bis 2026. Diese Richtlinie verpflichtet Unternehmen dazu, ihre Entgeltstrukturen offenzulegen und zu erklären, nach welchen Kriterien sie Gehälter festlegen. Damit wird ein wichtiger Beitrag zu mehr Lohngerechtigkeit geleistet und schlussendlich auch der Weg zu „equal pay“ geebnet.

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Bild: Edmond Dantès (Pexels, Pexels Lizenz)

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