18.02.2014 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: PwC.
Die ‚Enkelgeneration’ spielt insbesondere bei der für Familienunternehmen immer bedeutender werdenden Internationalisierung der Geschäftsaktivitäten eine tragende Rolle, wie aus einer Untersuchung der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC und dem Wittener Institut für Familienunternehmen (WIFU) mit Unterstützung der INTES Akademie für Familienunternehmen hervorgeht. So wagten 44 Prozent der befragten Betriebe erst unter Führung der ‚Enkel’ den Schritt über die Landesgrenzen.
„Während der Führungsübergang von der zweiten zur dritten Generation häufig als besonders kritische Phase für Familienunternehmen beschrieben wird, deuten unsere Ergebnisse in die entgegengesetzte Richtung: Im Idealfall bringen die ‚Enkel’ der Firmengründer neue Ideen, andere Perspektiven und zusätzliche Kompetenzen wie Auslandserfahrungen ein, die Internationalisierungsprozesse begünstigen“, betont Dr. Peter Bartels, PwC-Vorstand und Leiter des Bereichs Familienunternehmen und Mittelstand.
Knapp jedes dritte der gut 460 für die Untersuchung befragten Familienunternehmen erzielte 2012 mehr als 60 Prozent seiner Erlöse im Ausland, im Jahr 2011 traf dies erst auf knapp jedes vierte Unternehmen zu. Derzeit sind 80 Prozent der Befragten im Ausland aktiv, rund sechs von zehn Unternehmen sogar in mehr als 20 Ländern.
Der Gang ins Ausland scheint sich zu lohnen: Im Zeitraum von 2008 bis 2013 haben drei Viertel der befragten Familienunternehmen ihren Umsatz gesteigert. Gut die Hälfte der Familienunternehmen ist heute profitabler als vor fünf Jahren, während nur knapp jedes sechste eine geringere Rendite erwirtschaftet.
Besonders wachstumsstarke Familienunternehmen zeichnen sich durch eine überdurchschnittliche Offenheit und Veränderungsbereitschaft aus, wie die Ergebnisse belegen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Begriff Wachstum in der Studie nicht nur auf den Umsatz der Familienunternehmen bezogen ist, sondern auch die Entwicklung der Beschäftigung, des Anlage- und Umlaufvermögens sowie der Profitabilität einschließt.
So zeigt eine Clusteranalyse, dass Unternehmen vergleichsweise schneller wachsen, wenn der Anteilsbesitz stärker unter den Familienmitgliedern aufgeteilt ist. Gleichzeitig kann eine sehr hohe bzw. sehr niedrige Zahl von Familiengesellschaftern hinderlich für eine besonders rasche Unternehmensentwicklung sein. Nicht zuletzt können auch lange Amtszeiten familieninterner Geschäftsführer einem überdurchschnittlichen Wachstum entgegenstehen.
„Damit Familienunternehmen nachhaltig wachsen können, müssen sie offen für neue Ideen bleiben. Die Herausforderung besteht darin, Entscheidungsprozesse und Gesellschafterstrukturen so zu gestalten, dass die für Familienunternehmen typische Wertorientierung mit den Wettbewerbserfordernissen kompatibel bleibt“, kommentiert Dr. Tom Rüsen, geschäftsführender Direktor des WIFU. „Denn Wachstum ist für Familienunternehmen per se kein Ziel sondern ein Resultat unternehmerischer Entscheidungen der Gesellschafterfamilie.“
Wie wichtig unternehmerische Flexibilität für Familiengesellschaften ist, verdeutlichen auch die Ergebnisse der verfolgten Wachstumsstrategien. So erzielen im Vergleich die 17 Prozent der Familienunternehmen die höchsten Wachstumsraten, die im In- und Ausland präsent sind und auch Akquisitionen gezielt in ihre Wachstumsstrategie einschließen. Ausschließlich in Deutschland aktive Familienunternehmen (17 Prozent der befragten Gesellschaften) wachsen dagegen am langsamsten.
„Familienunternehmen zeigen eine höhere Risikobereitschaft, aber auch einen höheren Professionalisierungsgrad als gemeinhin angenommen. Dies schlägt sich sowohl in einer weit gespannten geografischen Orientierung als auch in einer immer ausgeprägteren Übernahmebereitschaft nieder“, erläutert Bartels.
So setzt jedes dritte befragte Familienunternehmen für weiteres Wachstum ausdrücklich auch auf Zukäufe von Unternehmen bzw. Unternehmensteilen. Fast 70 Prozent der Betriebe haben in der Vergangenheit bereits mindestens eine Akquisition getätigt. Auch die Entwicklung der Auslandsaktivitäten ist Beleg für eine ausgeprägte Chancenorientierung: Mittlerweile sind zwei Drittel der international aufgestellten Familienunternehmen in China präsent. Knapp jeder fünfte Befragte ist außerhalb Deutschlands sogar ausschließlich in China aktiv.
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