Wirbel um geplanten Kongress in Dubai – Wie positionieren sich die IFLA-Mitglieder im Referendum?

03.08.2023  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Der 89. Kongress des Weltbibliotheksverbands IFLA (International Federation of Library Associations and Institutions) soll im kommenden Jahr in Dubai stattfinden. Die Entscheidung über diesen Austragungsort für 2024 hat nach der Bekanntgabe hohe Wellen geschlagen. Nun hatten alle IFLA-Mitglieder die Chance, ein Referendum in dieser Sache abzuhalten und sich somit zu positionieren.

Vor zwei Wochen berichteten wir an dieser Stelle von der umstrittenen Entscheidung, dass der anstehende IFLA-Kongress 2024 in Dubai stattfinden soll. Den Artikel vom 20.07.2023 können Sie hier noch einmal nachlesen.

Rückblick: Deutsche Institutionen der Branche, wie etwa der deutsche Berufsverband Information Bibliothek aber auch bibliotheksferne Vereine und Organisationen, wie z. B. das Nachrichtenportal Queer.de hatten sich kritisch zu dieser Wahl des Austragungsortes geäußert. Dies liegt vor allem daran, dass mit Dubai ein Land gewählt wurde, das weder frei noch demokratisch agiert und in der Vergangenheit immer wieder mit menschenrechtsfeindlichen Gesetzen und Aktionen auf sich aufmerksam gemacht hat.

Das Board der IFLA hat auf die Kritik reagiert und allen Mitgliedern die Möglichkeit gegeben, in dieser Sache abzustimmen. Der Weltverband gab über seine Internetseite bekannt, dass IFLA-Mitglieder weltweit um Rat gefragt werden sollen. Die Ergebnisse des beratenden Referendums sollen es dem Governing Board ermöglichen, eine fundiertere Entscheidung zu treffen.

Die Entscheidungen der deutschen IFLA-Mitglieder

Deutsche IFLA-Mitglieder haben ihre Referenda bereits abgehalten und ihre Ergebnisse veröffentlicht. So hat der Berufsverband Information Bibliothek (BIB) beim Referendum gegen die aktuelle IFLA-Planung gestimmt. Wie der BIB mitteilt, hat sich der Vereinsausschuss in einer außerordentlichen Sitzung am 26. Juli „mit starker Mehrheit“ gegen Dubai als Austragungsort des bibliothekarischen Weltkongresses 2024 entschieden. Der BIB hatte schon nach der Bekanntgabe Dubais als Austragungsort Ende Juni die Entscheidung des Governing Boards scharf kritisiert und nun mit dem Referendum diese Kritik bestätigt:

Wir fordern das Governing Board dazu auf, diese Entscheidung zu überdenken und rückgängig zu machen, und rufen alle Mitgliedsverbände der IFLA, und insbesondere die Verbände und Partner in Deutschland auf, unsere Position zu unterstützen.1

Im Vorfeld des Referendums beim BIB hatte auch schon der Deutsche Bibliotheksverband (dbv) und damit der zweite große deutsche Verband, gegen den WLIC in Dubai votiert. Der dbv hatte seine Entscheidung damit begründet, dass das Ausrichtungsland versuche, sich politisch in das Programm des Kongresses einzumischen. Das Außenministerium der Vereinigten Arabischen Emirate hatte nach Angaben des dbv schriftlich mitgeteilt:

(…) dass Dubai aufgrund der Verfassung und der Gesetze der Vereinigten Arabischen Emirate nicht in der Lage ist, der LGBTQ+ Users Special Interest Group eine Plattform zu bieten, um Themen im Zusammenhang mit der Gleichberechtigung und Inklusion von LGBTQ+ Gemeinschaften auf der Konferenz zu diskutieren (…).2

Auch der Verein Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare hat aus diesen Gründen im Referendum gegen den Austragungsort Dubai gestimmt. Die deutsche Bibliotheksbranche positioniert sich mit diesen Ergebnissen deutlich und geschlossen auf der Seite von Weltoffenheit, Toleranz und Gleichbehandlung sowie gegen eine politische Einflussnahme auf den IFLA-Kongress.

Im Statement zu den Abstimmungen hatte die IFLA klargestellt, dass das Referendum nur einen beratenden Charakter und damit kein bindendes Ergebnis haben wird. Es handelt sich also nicht um eine verbindliche Abstimmung. Das Ergebnis von allen anderen Mitgliedern und damit eventuell auch das weitere Vorgehen der IFLA soll auf der Generalversammlung in Rotterdam am 23. August bekanntgegeben werden.

Quellen und weiterführende Informationen

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Bild: Pixabay (Pexels, Pexels Lizenz)

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