14.09.2023 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Stiftung Lesen.
Der mit 6.000 Euro dotierte Preis wird an vier Journalistinnen und Journalisten vergeben und zeichnet Werke aus, die sich mit der Bedeutung des Lesens in der heutigen Gesellschaft auseinandergesetzt haben. Den ersten Platz hat Dr. Andreas Wirthensohn für seinen Beitrag in der Wiener Zeitung „Lesen kann gefährlich sein!“ erhalten. Der Literaturkritiker setzt sich mit einem derzeit viel diskutierten Trend auseinander: Anpassungen bestehender Werke mit Blick auf Inhaltswarnungen und politischer Korrektheit.
Während sich Dr. Andreas Wirthensohn mit den Auswirkungen einer sensiblen Betrachtung von Inhalten auf Literaturebene befasst, wirft der zweitplatzierte Journalist einen Blick in Richtung Social Media. DIEZEIT-Redakteur Timo Posselt betrachtet in seinem Beitrag „Ein Wisch, ein Buch“ die wohl größte digitale Lesegruppe der Welt: BookTok. Dabei geht er dem Phänomen auf den Grund, zeigt die Chancen für den Literaturbetrieb auf und betont, dass sich Social Media und Lesen ergänzen. Denn in der Community wird dank der persönlichen Empfehlungen gern das Smartphone gegen das Buch getauscht.
Persönlich geht es auch auf der Themenseite zu, die den dritten Preis erhalten hat: Die Redakteurin der Passauer Neuen Presse, Sandra Matthes, hat den UNESCO-Welttag des Buches zum Anlass genommen, dem Lesen ein Gesicht zu geben. Ob Grundschulkinder, Altbürgermeister, Schriftsteller oder Buchbinder – sie zeigt über sechs Artikel mit persönlichen Beispielen aus der Region die ganze Vielfalt und Bedeutung des Lesens für Lebensverläufe auf. Der Sonderpreis schlägt die Brücke von TV zum Buch. Dank des Filmemachers Stefan Schomerus wird in der Folge „Unser Sandmännchen: Fliegender Bücherbus“ die beliebte Kinderserienfigur zum Leseförderer. In der Folge zeigt das Sandmännchen in seinem fliegendem Lesemobil den Kindern wie schön Lesen ist und gewinnt die kleinen Herzen für große Leseabenteuer.
Für die Auszeichnung mit dem Dietrich-Oppenberg-Medienpreis kommt eine Jury aus Vertretern von Presse, Stiftung Lesen, Stiftung Presse-Haus NRZ und der Familie Oppenberg zusammen und sichtet Beiträge aus Print, Online, Radio und Fernsehen, die zwischen dem 1. Januar 2022 und dem 31. März 2023 veröffentlicht wurden. Die Auszeichnung ist mit 6.000 € dotiert, die zwischen den drei besten Beiträgen und dem Sonderpreis aufgeteilt werden.
Diesjährige Gastgeberin der Preisverleihung ist Katharina Günther Wünsch, KMK-Präsidentin und Senatorin für Bildung, Jugend und Familie des Landes Berlin: „Wir müssen uns als Gesellschaft bewusstmachen, wie viel Einfluss Lesen auf das Leben von Kindern und Erwachsenen hat – dazu gehören ganz persönliche Entwicklungschancen, aber auch die politische Willensbildung und unsere Kultur. Das spiegeln die ausgezeichneten Beiträge in ihrer Vielseitigkeit deutlich wider. Mein Glückwunsch, aber auch Dank geht an alle Preisträgerinnen und Preisträger, die dem Lesen eine öffentliche Bühne bieten.“
Die Preise haben Heinrich Meyer, Vorstand der Stiftung Presse-Haus NRZ, und Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen überreicht. Gemeinsam betonen sie: „Lesen ist vielseitig und aus dem öffentlichen Leben nicht wegzudenken. Die mit dem Dietrich-Oppenberg-Medienpreis ausgezeichneten Journalistinnen und Journalisten zeigen uns genau das. Sie geben uns Denkanstöße und lassen uns über unseren eigenen Tellerrand blicken. Dazu bringen sie das Thema Lesen in die Wohn- und Kinderzimmer der Nation. Mit Blick auf die katastrophalen Ergebnisse der letzten Bildungsstudien ist das heute wichtiger denn je. Indem Lesen in der Öffentlichkeit einen Raum bekommt, leisten unsere Preisträgerinnen und Preisträger, aber auch alle eingereichten Beiträge einen wertvollen, nachhaltigen Beitrag für die Bildungs- und Chancengerechtigkeit. Vielen Dank dafür und herzlichen Glückwunsch!“
Die Preisträgerinnen und Preisträger im Detail:
Was darf Literatur (heute noch)? In seinem Artikel „Lesen kann gefährlich sein!“ nähert sich Andreas Wirthensohn dieser Fragestellung aus verschiedenen Blickwinkeln an. Er weiß um die zeitgemäße Tendenz, literarische Texte auf diskriminierende Inhalte hin zu prüfen und Lesende auf möglicherweise belastende Inhalte hinzuweisen. Im Literaturbetrieb bestens ausgewiesen, wägt er mit profundem und nicht minder meinungsstarkem Blick zwischen der Aufgabe eines sorgsamen Lektorats und einer übertriebenen Political Correctness ab.
Timo Posselt beleuchtet in seinem Artikel „Ein Wisch, ein Buch“ das Phänomen BookTok. Ausgehend von einzelnen Nutzerinnen und Nutzern stellt er kenntnisreich vor, womit die Buch-Community der chinesischen App TikTok erfolgreich ist: Sie nutzt Leidenschaft für das Lesen, belohnt Kreativität in der Inszenierung von Büchern und deren Lektüre und sie profitiert von der Glaubwürdigkeit ihres Millionenpublikums. Damit wird BookTok „zur größten Lesegruppe der Welt.“
Das Lesen feiern, Texte schreiben, Geschichten teilen: Am 23. April begehen lesebegeisterte Menschen in über 100 Ländern den UNESCO-Welttag des Buches. 2022 war Sandra Matthes mit einer kompletten Themenseite in der Passauer Neuen Presse eine von ihnen. Mit sechs Artikeln hat sie dem Lesen eine Bühne bereitet, die am Beispiel fünf porträtierter Persönlichkeiten aus der Region die ganze Vielfalt und Bedeutung des Lesens für individuelle Lebensverläufe zeigt.
Mit der „Fliegenden Bücherbus“-Folge der Kindersendung „Unser Sandmännchen“ nutzt Stefan Schomerus die große Popularität der Sendung, um Werbung für das Lesen zu machen. Dabei besucht das Sandmännchen die Kinder nicht nur mit dem titelgebenden „Fliegenden Bücherbus“, sondern lässt sie einen magischen Ort voller Geschichten entdecken. Die Folge lässt das Sandmännchen zum Bibliothekar werden, der den Kindern zeigt, was es in einer Bücherei zu finden gibt. Damit holt die Folge Bücherfans ab, setzt aber auch einen wichtigen Impuls in den Familien, in denen Bücher und Lesen wenig präsent sind.
Der Dietrich-Oppenberg-Medienpreis ist nach dem 2000 verstorbenen Gründer und langjährigen Herausgeber der NRZ Neue Ruhr Zeitung/Neue Rhein Zeitung in Essen, Dietrich Oppenberg, benannt. Mit der Auszeichnung möchten die Stiftung Lesen und die Stiftung Presse-Haus NRZ ein Zeichen setzen für die Bedeutung des Lesens in einer freien Gesellschaft sowie eine lebendige Zeitungskultur fördern. Die bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger sind auf der Website der Stiftung Lesen zu finden: www.stiftunglesen.de/oppenberg-medienpreis
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