12.10.2023 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.
In den vergangenen Newsletter-Ausgaben hatten wir bereits über die Diskusionnen über den geplanten IFLA-Kongress 2024 berichtet, der in Dubai stattfinden sollte.
Zahlreiche kritische Stimmen wiesen auf die Menschenrechtsverstöße in den Vereinigten Arabischen Emiraten hin, die durch die Kongress-Austragung in Dubai billigend in Kauf genommen würden, besonders im Bezug auf weibliche oder LGBTQ+ Teilnehmende. Ihre Sicherheit sei nicht ausreichend garantiert. Generell gilt Dubais Rechtsprechung als sehr streng und rückständig. Auch die Pressefreiheit ist eingeschränkt. Der Deutsche Bibliotheksverband e. V. kritisierte, dass das Ausrichtungsland versuche, sich politisch in das Programm des Kongresses einzumischen.
Der IFLA-Vorstand hielt zunächst an seiner Entscheidung fest. Als globale Organisation sähe sich der internationale Bibliotheksverband in der Verantwortung, auch außerhalb von Europa und Nordamerika aufzutreten und auch "leisen Stimmen" in der Bibliotheksgemeinschaft Gehör zu verschaffen. Der Kongress in Dubai könne "ein Katalysator für Veränderungen sein und Teilnehmenden die Instrumente an die Hand geben, die sie brauchen, um ihre Regierungen zum Handeln zu bewegen, um die Bibliotheken zu stärken und die Gemeinden, denen diese dienen, zu unterstützen", so IFLA-Präsidentinnen Barbara Lison und Vicki McDonald.
Doch die Kritik blieb nicht ungehört. In einem Referendum hatten alle IFLA-Mitglieder die Chance, für oder gegen Dubai als Austragungsort zu stimmen. Knapp 37 % der Mitglieder stimmten ab, eine deutliche Mehrheit von 68 % entschied gegen Dubai. In einer seperaten Umfrage konnten Mitglieder außerdem Kommentare zu ihrer Entscheidung abgeben. Hier positionierten sich 49 % gegen die Ausrichtung des IFLA WLIC 2024 in Dubai.
Umso größer war die Enttäuschung bei vielen Kritikerinnen und Kritikern, als der IFLA-Vorstand verkündete, den Austragungsort trotzdem beibehalten zu wollen. Ausschlaggebend war dabei auch, dass der größte Teil der Abstimmenden aus Asien-Ozeanien, dem Nahen Osten und Nordafrika sowie Afrika südlich der Sahara für Dubai gestimmt hatte. Die IFLA wolle ihre Präsenz in allen Weltregionen stärken, "um ihrer Berufung, die globale Stimme der Bibliotheken zu sein, gerecht zu werden".
Jetzt die Überraschung: Die Emirates Library and Information Association zog Anfang Oktober 2023 ihre Einladung an den WLIC-Kongress 2024 zurück. Laut der IFLA betont der Verband, weiterhin Bibliothekare aus dem ganzen Land und der Region näher an das globale Bibliothekswesen heranführen zu wollen. In einer Pressemitteilung kommentierte der IFLA-Vorstand:
Die IFLA setzt sich weiterhin dafür ein, Wege zu finden, um mit den Bibliothekaren in der MENA-Region und den umliegenden Regionen, die sich darauf gefreut haben, die Lebendigkeit eines Weltkongresses für Bibliotheken und Information zu erleben, in Kontakt zu treten und sie zu unterstützen. Die Fortsetzung unserer Arbeit in diesem Bereich ist unerlässlich, wenn wir nicht nur ein internationaler, sondern ein wirklich globaler Verband sein wollen.
Da Dubai die einzige realisierbare Bewerbung um den WLIC-Austragungsort 2024 war, sieht es derzeit so aus, als ob der Kongress im kommenden Jahr ausfallen muss.
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